Von Anke Gellert-Helpenstein
Wolfgang Pitz am Bahnhof in Goch. © NRZ | Anke Gellert-Helpenstein
Kreis Kleve. Ob Tickets bei der Bahn, Termine beim Arzt oder Sozialanträge – häug geht das nur online. So werden ältere Menschen ausgegrenzt.
Die CDU-Senioren-Union Goch mit ihren 250 Mitgliedern wendet sich einmal mehr massiv gegen Diskriminierung und Ausgrenzung älterer Menschen. In diesem Fall stößt den Gochern besonders bitter auf, dass einige Angebote der Deutschen Bahn nicht digital versierte Menschen ausgrenzt. Wolfgang Pitz (83) Vorsitzender der Gocher CDU Senioren Union: „Wir protestieren gegen eine drastische Benachteiligung bei der Benutzung der Mobilitätsangebote. So stehen Fahrpreisermäßigungen durch Sparpreise uns nicht ohne digitale Barrieren zur Verfügung. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso) fordert zurecht von der Deutschen Bahn auch den analogen Zugang zu allen Angeboten der Bahn. Es ist ein Unding, dass Menschen von günstigen Angeboten ausgeschlossen werden, nur weil sie nicht über die neueste Technologie verfügen. Bahnfahren ist für alle da und nicht auf die Generation Smartphone beschränkt.“
Bahncards 25 und 50 nicht mehr als Plastikkarte
Auf Anfrage der NRZ erklärte eine Bahnsprecherin der in Berlin ansässigen Pressestelle: „Ganz klar: Auch in Zukunft kann die BahnCard in analoger Form – dann als Papierausdruck – mitgeführt werden. Wir versenden lediglich keine Plastikkarten mehr. Das spart 30 Tonnen Plastikmüll pro Jahr.“ Außerdem würden heute 90 Prozent aller Fernverkehr-Tickets digital über bahn.de oder die App DB Navigator gekauft. Vor zehn Jahren waren es noch 51 Prozent. Im Nahverkehr werden mittlerweile 78 Prozent der Tickets digital gebucht.
Die Sprecherin ergänzt: „Darum bauen wir unsere digitalen Angebote kontinuierlich weiter aus. Mit der Umstellung der BahnCards gehen wir nun ganz aktuell einen weiteren Schritt bei der Digitalisierung. Ab dem 9. Juni werden wir die BahnCards 25 und 50 beim Neukauf oder bei der Verlängerung bestehender Abonnements als rein digitales Produkt ausgeben. Gerade hier hat das digitale Angebot für unsere Reisenden große Vorteile: einmal in der App DB Navigator hochgeladen, ist die digitale BahnCard immer und überall dabei und kann nicht mehr verloren gehen.“
„Woher sollen Alleinstehende dann ihren Ausdruck bekommen? Das gilt ja auch für viele Sozialanträge, die von den Antragstellern ausgedruckt werden sollen. Und viele von uns Senioren haben ein Smartphone – ja, aber umgehen können die meisten damit nicht. Ganz viele haben auch gar keine Email-Adresse. Hier ist Unterstützung dringend nötig, um Altersdiskriminierung zu vermeiden“, weiß Pitz. Er selbst ist froh, dass es in der Gocher Verwaltung zumindest eine „wirklich hoch motivierte“ (Pitz) Seniorenbeauftragte gibt, die sich für die Belange der Älteren einsetzt. Und Pitz und seine Kollegen beteiligen sich an der „Aufsuchenden Beratung“, um zu helfen, wo es geht.
Lösungen mit der Hochschule erarbeiten
Digitale Teilhabe ist in immer mehr Lebensbereichen ein Thema – es geht bald nicht mehr ohne. Das wissen auch Seniorenbeiräte. Letztere haben auch in Kalkar und Uedem das Thema schon lange auf der Agenda stehen. So wurde bereits vom Seniorenbeirat Uedem mit dem Vorsitzender Manfred Unger und Rainer Bies sowie Brigitte Weyers (Vorsitzende des Seniorenbeirats in Kalkar) an konkreten Lösungen gearbeitet. Der Präsident der Hochschule Rhein-Waal Kleve, Prof. Dr. Oliver Locker-Grütjen, hatte das agile Trio auf Anfrage zu einem Termin eingeladen.Für Ältere gibt es nach wie vor einen Papierausdruck
Dennoch weiß die DB um den Wunsch gerade auch der älteren Generation nach analogen Alternativen. „Deswegen können Kunden auch in Zukunft statt der App einen Papier-Ausdruck der BahnCard im Zug vorzeigen. Alle BahnCard-Kunden können in ihrem Kundenkonto auf bahn.de ein Ersatzdokument (eine BahnCard 25/50 in Form eines PDF-Dokuments mit QR-Code) abrufen und bei Bedarf auf Papier ausdrucken. Wem das Selbstausdrucken gar nicht möglich ist, der kann einen solchen Ausdruck kostenlos auch im Reisezentrum erhalten.“
Nicht drumherum kommen alle Kunden aber um ein Kundenkonto, wenn sie die BahnCard 25 bzw. 50 haben möchten – sie benötigen also auf jeden Fall eine Email-Adresse.
Senioren wollen oft einen Ausdruck
Zu den Sparpreisen im Reisezentrum: Hier gibt weiterhin Spar- und Super Sparpreise. Kunden erhalten auf Wunsch einen Papierausdruck ihres Tickets. Allerdings werden die Sparpreis-Tickets auch im Reisezentrum als digitale Tickets ausgegeben, erklärte die DB-Pressestelle. Das nächste DB Reisezentrum befindet sich übrigens in Kleve. Goch hat keins. Auch das ist für einige Senioren ein Problem, wenn sie nicht mehr mobil genug sind.
„Woher sollen Alleinstehende dann ihren Ausdruck bekommen? Das gilt ja auch für viele Sozialanträge, die von den Antragstellern ausgedruckt werden sollen. Und viele von uns Senioren haben ein Smartphone – ja, aber umgehen können die meisten damit nicht. Ganz viele haben auch gar keine Email-Adresse. Hier ist Unterstützung dringend nötig, um Altersdiskriminierung zu vermeiden“, weiß Pitz. Er selbst ist froh, dass es in der Gocher Verwaltung zumindest eine „wirklich hoch motivierte“ (Pitz) Seniorenbeauftragte gibt, die sich für die Belange der Älteren einsetzt. Und Pitz und seine Kollegen beteiligen sich an der „Aufsuchenden Beratung“, um zu helfen, wo es geht.
Lösungen mit der Hochschule erarbeiten
Digitale Teilhabe ist in immer mehr Lebensbereichen ein Thema – es geht bald nicht mehr ohne. Das wissen auch Seniorenbeiräte. Letztere haben auch in Kalkar und Uedem das Thema schon lange auf der Agenda stehen. So wurde bereits vom Seniorenbeirat Uedem mit dem Vorsitzender Manfred Unger und Rainer Bies sowie Brigitte Weyers (Vorsitzende des Seniorenbeirats in Kalkar) an konkreten Lösungen gearbeitet. Der Präsident der Hochschule Rhein-Waal Kleve, Prof. Dr. Oliver Locker-Grütjen, hatte das agile Trio auf Anfrage zu einem Termin eingeladen.